Weinwerk
Vor einigen Jahren: der Autor bei typischem georgischen Bruderkuss.
Viel wird geraunt über dieses Land zwischen den Bergen. Der Wein käme von hier, sagen die einen. Der Wein käme vom armenischen Nachbarn, sagen die Nachbarn. Lächerlich, sagt der Franzos'.
Nun, sei's drum. Eines steht fest: in kaum einer Region der Welt ist der Weinbau so urtümlich wie im Kaukasus. Wein, der in Erdlöchern reift... Mittlerweile auf dem Rest des Planeten in der Naturwein-Szene schwer in Mode. Da muss man erwähnen, dass viel dieser Urtümlichkeit ein Produkt des sowjetischen Zusammenbruchs und der damit einhergehenden Verwahrlosung moderner Landwirtschaftsmethoden ist. Immerhin versorgte das kleine Georgien (gemeinsam mit dem noch kleineren Moldawien) ehedem das ganze große Sowjetreich mit Getränken auf Traubenbasis. Eine derartige Massenproduktion hätten sie am Kaukasus mit ein paar Erdlöchern nicht geschafft. Da steckte schon eine andere Logistik dahinter.
Aber das ist lange her. Heute, im Jahr 65 nach Stalins Tod, zählt der Wein aus dessen Heimat zur Avantgarde des internationalen (Natur-)Winzertums. Ob Rot, ob Weiß, ungefiltert darf der Stoff mit Haut und Haar für eine frei wählbare Zeit in eingegrabenen Riesen-Amphoren gären, reifen, lagern - unter Umständen, die sonst nur im französischen Jura herrschen (wo man den Vin Jaune auch gern mal im offenen Bottich zwei Jahre auf dem Dachboden vergisst). Und was am Ende dabei herauskommt, ist mit herkömmlichen Geschmacksknospen kaum zu greifen. Andere Schule halt.
Der Autor hatte vor einigen Jahren ein paar Monate im georgischen Sumpf Zeit, um diverse Weinbautraditionen des Landes kennenzulernen. Nun ist der Moment gekommen, die Erfahrungen zu teilen.
Weinbar No. 7 2018
Freitag, 27. April, 17-20 Uhr
Eintritt frei