Weinwerk
Oha! Damit hat ja nun keiner gerechnet. Werder Bremen beendet die Saison auf einem erstaunlich guten 22. Platz... Damit sind die einen Hanseaten nur ganz knapp an den anderen Hanseaten vorbei. Und für jene liegt ja grad eine Welt in Trümmern. Das lässt uns doch aufhorchen. Und es keimt die Frage: Was ist Heimat? Immerhin haben wir jetzt einen Bundesheimatminister. Aber trägt der außer eines skurrilen Titels noch anderes, zum Beispiel etwas Verantwortung? Für Heimatgefühle etwa?
Möchte man das?
Nein. Für die eigene Heimat ist noch immer jeder selbst verantwortlich. Und eine kurze nicht-repräsentative Selbstbefragung bringt Erstaunliches zu Tage: offenbar ist Heimat ein lustiges Potpourri unterschiedlichster Gefühlsquellen. Die Ansicht des Himmels kurz vor einem Gewitter, eine große Vielfalt an Radiostationen mit Moderatoren in Mundart, der Geschmack des Leitungswassers...
Was aber hat Heimat mit Identität zu tun? Sind die Worte deckungsgleich? Wohl eher nicht. Sonst wäre der Kollege kaum als Bremer tatsächlich in Potsdam zu Hause. Und trotzdem zählt die grün-weiße Flagge für den Kollegen zu den sinnstiftenden Elementen des Daseins. Und er ist damit nicht allein. Denn man kann zwar alles Mögliche im Leben wechseln (und sollte das auch, von Zeit zu Zeit), aber kaum etwas hält sich hartnäckiger als die Treue zum Verein. Und das gilt im Besonderen für Menschen im Exil. Ist dieses Phänomen gar vergleichbar mit dem Hochhalten der kaiserlichen Tugenden in vormals Deutsch-Südwest-Afrika? Bis heute findet man dort nichts ehrenrührig am Bismarckporträt in der guten Stube. "Warum auch?", hört man den Südwester fragen. "War doch ein guter Mann!"
Nun, sei's drum. Ob Fußball, Heimat, Identität und Sinn des Lebens identisch sind? Für manche von uns nicht. Zumal ich fest damit rechne, dass der HSV in der übernächsten Saison nicht mehr gegen St. Pauli spielen wird. Da wird sich schon irgendein Gott erbarmen und St. Pauli aufsteigen lassen.
PS: Das Programm für Freitag (und der Kollege hat zu jedem Wein eine Geschichte!!!)
Weinbar #8 2018
Freitag, 18. Mai 2018, 17-20 Uhr
Weinwerk Potsdam
Eintritt: 5 € (wegen Champagner...)